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Robert Bernardis - Ein vergessener Held
Dokumentarfilm,
55 Minuten
Im Gedenkjahr 2018 widmet sich „Menschen & Mächte“ einem heute weitgehend vergessenen wichtigen militärischen Widerstandskämpfer: Robert Bernardis. Sein Geburtstag jährte sich heuer zum 110. Mal. Bernardis spielte eine entscheidende Rolle bei der Planung des Hitler-Attentats in der Wolfsschanze und der Ausführung von „Operation Walküre“ in Berlin. Gemeinsam mit dem Wiener Major und militärischen Widerstandskämpfer Carl Szokoll bereitete er die Aktion „Walküre“ auch in Wien vor, wo der versuchte Staatsstreich zumindest für einige Stunden erfolgreich war.
Für die „Menschen und Mächte“-Dokumentation „Robert Bernardis, ein vergessener Held“ wurden bisher weitgehend unbekannte Akten-, Foto- und Filmmaterialen gesichtet. Anhand von Dokumenten, Briefen, den Erinnerungen von Bernardis‘ Chauffeur und nicht zuletzt Familien-Dokumenten ergibt sich ein neuer Blick auf die Biografie eines ungewöhnlichen Widerstandskämpfers.
Die Lebensgeschichte von Robert Bernardis ist keine lineare oder stringente Widerstandsbiografie. Schon vor dem „Anschluss“ im März 1938 war er Anhänger und Befürworter des Nationalsozialismus. Erst der Russlandfeldzug wird für den jungen Generalstabsoffizier zu einem persönlichen Wendepunkt angesichts erlebter Gräueltaten. Hitlers menschenverachtende Kriegsführung und Massenexekutionen hinter der Front lassen in ihm den Widerstand gegen das NS-Regime reifen.
Als Bernardis schließlich im Allgemeinen Heeresamt in Berlin auf seinen neuen Vorgesetzten Graf Stauffenberg trifft, nehmen die Umsturzpläne konkrete Formen an. Diese entscheidenden Begegnungen hält der Film in eindrücklichen Spielszenen fest. Stauffenberg überzeugt Bernardis, dass die einzige Möglichkeit, den Krieg zu beenden, die Beseitigung Hitlers sei. Das jedoch bedeutet Eidbruch und im Falle der Entdeckung den sicheren Tod. Stauffenberg: „Wer wagt, etwas zu unternehmen, muss damit rechnen, dass er in der deutschen Geschichte als Verräter dasteht. Wer es aber unterlässt, ist ein Verräter am eigenen Gewissen“, rechtfertigt Stauffenberg die Tat. Diesem Credo folgt von nun an auch Bernardis.
In eindringlichen Bildern hat Kameramann Helmut Wimmer den versuchten und gescheiterten Umsturz in Szene gesetzt. Durch seine Beteiligung an „Operation Walküre“ hat sich Bernardis so weit exponiert, dass er kurz danach im Schauprozess vor dem Volksgerichtshof von Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 8. August 1944, einen Tag nach seinem 36. Geburtstag, hingerichtet wird. Durch den Strang, das sollte ihn wie die anderen 88 zum Tode Verurteilten als „ehrlosen Verbrecher“ brandmarken. In eindringlichen Bildern hat Kameramann Helmut Wimmer den versuchten und gescheiterten Umsturz in Szene gesetzt. Durch seine Beteiligung an „Operation Walküre“ hat sich Bernardis so weit exponiert, dass er kurz danach im Schauprozess vor dem Volksgerichtshof von Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 8. August 1944, einen Tag vor seinem 36. Geburtstag, hingerichtet wird. Durch den Strang, das sollte ihn wie die anderen 88 zum Tode Verurteilten als „ehrlosen Verbrecher“ brandmarken.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgt gleichsam eine „zweite Verurteilung“: die Verurteilung zum „tot geschwiegen werden“, zum verordneten Vergessen. Kontinuitäten in der Deutung militärischer Traditionspflege bezüglich Pflichterfüllung und Soldateneid ordneten Widerstandskämpfer im Waffenrock nach 1945 als „Vaterlandsverräter“ und „Eidbrecher“ ein. Diese Haltung reichte viele Jahrzehnte in die Zweite Republik hinein und kam im Fall Bernardis einer Auslöschung gleich. „Auf den Namen Bernardis hat man so reagiert, dass wir als Kinder eines Verräters angesehen wurden“, sagt die Enkelin von Robert Bernardis. In den Interviews berichten Familienangehörige erstmals über die existenziellen Folgen der fortgesetzten Stigmatisierung. Auch die mittlerweile verstorbene Witwe von Robert Bernardis kommt zu Wort.
Die Historiker Wolfgang Neugebauer und Peter Steinbach rücken Bernardis‘ Wirken in den zeitgeschichtlichen Kontext. Auf Initiative von General a.D. Hubertus Trauttenberg wurde 1994 – also 50 Jahre nach der Hinrichtung – eine Straße in Linz nach Bernardis benannt.
Die Dokumentation widmet sich bezüglich des Attentats auch einer wichtigen Frage in Form eines aufwendigen Experiments: In Zusammenarbeit mit dem Bundesheer wurde die Lagebaracke in der Wolfsschanze nachgebaut und ein Sprengversuch durchgeführt, der erstmals zeigt, was passiert wäre, wenn Stauffenberg wie geplant die doppelte Menge Sprengstoff zur Explosion gebracht hätte. Wäre Hitler getötet worden? Und welche Folgen hätte ein gelungenes Attentat gehabt?
Erst nach und nach wird die wahre Bedeutung des militärischen Widerstands rund um Stauffenberg und dem einzigen beteiligten Österreicher, Robert Bernardis, deutlich. Dazu der Historiker Peter Steinbach: „Wenn es den Attentätern gelungen wäre, den Krieg zu beenden, dann hätte etwa die Hälfte der Menschen, die im Zweiten Weltkrieg zu Tode gekommen sind, überlebt.“ |
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19. 7. 2024: 22:30 Uhr, phoenix
20. 7. 2024: 20:15 Uhr, ARD alpha
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Robert Bernardis –
Ein vergessener Held
Ein Film von Martin Betz und
Helmut Wimmer
Darsteller: Julian Sharp (Robert Bernardis), Christian Dolezal (Karl Pridun),
Andreas Kiendl (Claus Schenk Graf von Stauffenberg)
Drehbuch: Martin Betz
Kamera: Helmut Wimmer, Hannes Drapal
Kameraassistenz: Petra Plank, Max Leimstättner
Schnitt:
Martin Biribauer
Sprecher: Matthias Euba
Grafik: Chris Princic
Musik: Kurt Adametz
Ton: Axel Traun,
Roland Winkler
Max Leimstättner, Dieter Draxler
Ausstattung:
Jacob Schäfer, Anais Heininger
Requisite: Peter Suchy, Jan Bruckschwaiger
Kostüm: Markus Kuscher, Sandra Schmidt
Maske:
Uschi Braun, Isabella Lechner
Produktionsleitung: Florian Brandt
Herstellungsleitung:
Ricki Oelmack
Produktion:
Dieter Pochlatko, epofilm
Jakob Pochlatko, epofilm
Gabriele Wistawel, ORF
Redaktion: Andreas Novak
Eine Koproduktion von ORF und epo-film, gefördert von BMBWF, Land Oberösterreich, Cine Tirol, Cine Arte, Zukunftsfonds und Nationalfonds
EA: 12. 9. 2018, 22:30 Uhr, ORF 2 ("Menschen & Mächte")
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