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Giuseppe Garibaldi
Frauenheld und Freiheitskämpfer
Dokumentarfilm,
45/52 Minuten
Giuseppe Garibaldi war ein Mann voller Widersprüche. Ein Macho, der sich für die politische Rechte der Frauen einsetzte. Ein Sozialrevolutionär, der Bauernaufstände niederschlagen ließ. Ein Abenteurer, der sein Rebellentum meisterhaft inszenierte. Ein Film über einen Mann, der wie kein anderer für die Freiheit Italiens kämpfte.
Giuseppe Garibaldi ist eine Ikone des italienischen Freiheitskampfes. Doch was ist wahr an seinen Leistungen, was Legende? Wie konnte er mit 1.000 schlecht bewaffneten Freiwilligen auf Sizilien ein 20-mal so starkes gegnerisches Heer bezwingen? Und war Garibaldi tatsächlich ein Frauenheld und Macho?
Diesen Fragen geht die neue Dokumentation „Giuseppe Garibaldi – Der inszenierte Rebell“ nach. Sie zeigt einen Mann, der zeit seines Lebens geschickt am Aufbau seines eigenen Mythos gearbeitet hat. Ein Mann, der ein Meister darin war, virtuos mit den Massenmedien zu spielen – inklusive der Behandlung seines Privatlebens. Heute wissen wir, dass vieles, das Garibaldi über seine erste Frau Anita schrieb, nicht den historischen Tatsachen entspricht. Anita war nicht die heroische Kämpferin, als die sie Garibaldi darstellte, sondern eine überforderte und kranke Mutter, die die Strapazen von Garibaldis Flucht aus Rom 1849 nicht überlebte.
In aufwändigen Reenactments blickt der Film auf die Hintergründe seiner unterschiedlichen Liebesbeziehungen zurück: etwa auf jene zur Schriftstellerin Esperance von Schwartz oder auf das „verrückte Jahr“ 1859, in dem Garibaldi ein Dutzend Liebschaften hatte, bis er die blutjunge Adelige Giuseppina Raimondi vor den Traualtar führte. Eine Ehe, die gerade ein paar Minuten hielt …. In reifen Jahren, nun mit dem Kindermädchen Francesca Armosino verheiratet, gibt Garibaldi das Bild eines genügsamen Patriarchen ab. Seine politische Haltung gegenüber Frauen war jedoch alles andere als konservativ: Bereits 1869 forderte er das allgemeine Wahlrecht für Frauen – eingeführt wurde es in Italien erst 77 Jahre später.
Weitere Spielszenen lassen dramatische Momente in Garibaldis Leben nachvollziehen, etwa den verzweifelten Kampf um die Römische Republik 1849 und die darauffolgende tragische Flucht von Garibaldi und Anita (dargestellt von Carlo Olivazzi und Roberta Procida).
Mit dokumentarischem Material zeigt der Film, dass Giuseppe Garibaldi auf militärischer Ebene viele Erfolge vor allem mithilfe finanzieller Zuwendungen aus Großbritannien erzielen konnte. „England hatte ein strategisches Interesse an der Entstehung eines italienischen Reiches“, sagt der Historiker Fulvio Conti. Die Motive der Briten waren vor allem geostrategischer und wirtschaftlicher Natur: Schließlich hielten sie auf Sizilien das Monopol für den Schwefelabbau und kontrollierten den Weinhandel der Insel. Und bei Garibaldis Siegen gegen die Bourbonen soll auch Bestechung eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben …
So wurde Giuseppe Garibaldi zum Kämpfer vieler unterschiedlicher Herren – ein Mann voller Widersprüche. Sein Urenkel, der 70-jährige Giuseppe Garibaldi jun., sagt heute: „Er war Sozialist, aber auch Republikaner, ein bisschen Monarchist, und – als er sich zum Diktator des Reichs beider Sizilien ernannt hatte – auch ein bisschen Faschist.“
Der Film von Martin Betz zieht eine klare Linie zwischen Legende und historischer Wahrheit. Erfolgreiche Garibaldi-Biografinnen wie Silvia Cavicchioli und Lucy Riall rücken das Wirken Garibaldis in den Kontext seiner Zeit und erstellen ein Psychogramm eines eigenwilligen Revolutionärs, der von den politischen Kompromissen, mit denen die Einigung Italiens einherging, schließlich in die Isolation getrieben wurde.
Die Dokumentation „Giuseppe Garibaldi –Der inszenierte Rebell“ entstand als österreichisch-deutsch-italienische Koproduktion der Produktionsfirmen pre tv, Berlin Producers und Ammira Film.
EA: 07.12.2018, 22:35 Uhr, ORF 2 ("Universum History")
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20. Juli 2019
20:15 Uhr, Arte |
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Giuseppe Garibaldi –
Frauenheld und Freiheitskämpfer
Darsteller: Carlo Olivazzi (Giuseppe Garibaldi), Roberta Procida (Anita Garibaldi),
Isabelle Tabachi (Esperance von Schwartz), Arianna Cicci (Giuseppina Raimondi)
Buch & Regie: Martin Betz
Regie Reenactments: Beverly Blankenship
Kamera: Robert Neumüller
Ton: Iacopo Sinigaglia
Schnitt:
Martin Biribauer
Recherche & Aufnahmeleitung: Cristina Ricci
Kameraassistenz: Rainhard Lehninger
Ausstattung:
Virginia Vianello
Kostüm: Elisabeth Neururer-Binder, Heike Bülk, Sigrid Schwarzer
Maske:
Andreas Meixner, Hedi Mayr-Hassler
Tonmischung: Klaus Gartner
Mastering:
Christian Vollenhofer
Produktionsleitung: Teo Casani
Produktion:
Nikolaus Wisiak, pre tv
Stefan Pannen, Berlin Producers
Wolfgang Fliri, Ammira Film
Redaktion:
Peter Allenbacher, ZDF/Arte
Gregor Stuhlpfarrer, ORF
Simone D'Amelio Bonelli, A+E Networks Italy
Eine Koproduktion von pre tv, Berlin Producers, ZDF und ORF. |