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Ich träume auf Deutsch -
Wie Integration gelingen kann

Dokumentarfilm, 45 Minuten, A 2016

Wenn fremdsprachige Zuwanderer beginnen, auf Deutsch zu träumen, dann ist das wohl ein deutliches Zeichen, dass die Integration in unsere Gesellschaft gelungen ist. Doch wie wird Integration erst möglich? Der Film „Ich träume auf Deutsch“ begibt sich auf Spurensuche in Wien, Tirol und Schweden und untersucht Fälle von gelungener und weniger gelungener Integration – und welche Gründe dafür ausschlaggebend sind.

In Telfs in Tirol, wo durch den Zuzug von Gastarbeitern für die Textilindustrie in den 60ern und 70ern fast ein Viertel der Bevölkerung türkischstämmig wurde, wirkt das Zusammenleben heute harmonisch, wenn auch die Ausbildung von Parallelgesellschaften nicht zu übersehen ist. „Bei uns ist alles getrennt, da wohnen die Österreicher, da die Türken“, sagt Ahmet Demirci, der zur zweiten Generation der Zuwanderer gehört und diese Trennung auch auf sprachliche Barrieren zurückführt. Das Zauberwort für Integration ist Bildung – und so wird heute in Telfs schon früh im Kindergarten begonnen, Sprachunterstützung mit Einbindung der Eltern anzubieten.

Für Flüchtlinge ist gerade Bildung ein schwer zu erlangendes Gut. Da gesetzlich keine Deutschkurs-Verpflichtung für Asylwerber besteht, ist unter anderem die Zivilgesellschaft gefordert, jungen Menschen Deutschkurse anzubieten.



So auch dem jungen Afghanen Rafi Rauzawi, der sich seit Jahren auf ein Studium vorbereitet und bei der Wohnungssuche in Tirol auf unüberwindliche Probleme stößt – von Diskriminierung bis zu horrenden Mietpreisen. „Wir steuern auf eine neue Wohnungsnot zu“, sagt der Integrationsexperte Heinz Fassmann, der dies als eine der dringlichsten Problemlösungen für die Politik sieht.

Nicht weniger prekär ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt: Der Migrationsforscher August Gächter stellt fest, dass von den Flüchtlingen, die zwischen 2009 und 2014 nach Österreich gekommen sind, nur zwölf Prozent erwerbstätig sind. Fünf bis zehn Jahre dauert es, bis Zugewanderte durchschnittlich in Beschäftigung kommen. Ramin Nouri hat es trotzdem geschafft – vor sieben Jahren aus Afghanistan geflüchtet, arbeitet er heute als Elektromonteur mit abgeschlossener Lehre.





Seine Frau Nigina, die für ein Online-Jobportal arbeitet, ortet bei der hohen Ausländer-Arbeitslosenquote noch ein andere Ursache: Österreichische Unternehmen hätten, im Gegensatz zu internationalen Konzernen, viel größere Vorbehalte gegenüber ausländischen Arbeitskräften. Dabei benötigt Österreichs Arbeitsmarkt jährlich eine Nettozuwanderung von 50.000 Menschen, wie Heinz Fassmann ausführt.

„Ich träume auf Deutsch“ zeigt aber auch Fälle gelungener Integration: etwa Damir Hamidovic, der als obdachloser Bosnien-Flüchtling 1992 nach Klosterneuburg gekommen ist und dort schließlich zur Basketball-Legende wurde. Oder der Verein „Nachbarinnen“, wo somalische Frauen einander österreichische Werte vermitteln. Ein Exkurs nach Schweden zeigt, dass ein liberaleres Arbeitsrecht für Asylwerber die Möglichkeit bietet, der „Integrationsfalle“ Untätigkeit zu entgehen.



Den Vorbehalten gegenüber „integrationsfeindlichen“ Muslimen in Österreich begegnet der Islamwissenschaftler Zekirija Sejdini mit einer zu beobachtenden klaren Entwicklung hin zu einem europäischen Islam, der Staat und Religion zu trennen weiß. Eine Schlüsselrolle kommt dabei in Österreich den islamischen Religionspädagogen zu.

Letztlich baut aber das Prinzip Integration auf den Errungenschaften der Menschenrechte auf: die Würde des Menschen, freie Meinung und Religionsausübung, demokratische säkulare Rechtstaatlichkeit, die Gleichstellung aller Menschen. Nur wer diese Grundwerte akzeptiert, aufseiten der Zuwanderer wie auch der Aufnahmegesellschaft, kann Integration erst möglich machen.

ICH TRÄUME AUF DEUTSCH - WIE INTEGRATION GELINGEN KANN
A 2016, 45 Minuten
Buch & Regie: Martin Betz
Kamera: Klaus Achter
Ton: Christoph Wallner
Schnitt: Claudia Linzer
Recherche: Clara Akinyosoye
Produktionsleitung: Ariane Schober-Heitzmann
Produzentin: Elisabeth Krimbacher
Eine Produktion von Tausend Rosen für
"kreuz & quer", ORF 2

 








13. 9. 2016
22:35 Uhr, ORF 2
"kreuz & quer"

 

 






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