Das Zisterzienserkloster
Tamié liegt in einem gänzlich
verschlafenen Tal in den französischen Alpen. Es gibt weder
eine touristische Infrastruktur noch besondere Kulturstätten,
die in der nächsten Umgebung zu besichtigen wären. Wen
es hierher verschlägt, der kommt wegen des Klosters. Und vielleicht
wegen des schmackhaften Käses, der hier nach jahrhundertealtem
Rezept hergestellt wird.
Im Mittelpunkt
dieses Films steht die Freundschaft zwischen den Brüdern Philippe, Didier und Ginepro. Der eine ein nüchterner
Intellektueller, der andere ein emotionaler Poet, der dritte ein
italienischer Handwerker und Philosoph zugleich. Gemein ist ihnen,
dass sie vor vielen Jahren im „Geist von 1968“ nach
Tamié kamen – hier ihr Noviziat abschlossen und ein „Tamié der Öffnung“ erlebten.
Sie teilen auch eine gemeinsame Freundschaft, jene zu Frère
Christophe, der ein jahrelanger Wegbegleiter war, dann nach Algerien
ging und dort 1996 von islamischen Extremisten ermordet wurde.
Sein Tod hat ihnen erst gezeigt, wie wichtig ihr Zusammenhalt ist,
denn gemeinsam haben sie Tamié jenes weltoffene Gesicht
gegeben, das es bis heute prägt.
Wie
alle Zisterzienser in Frankreich fühlen sich
die Mönche in Tamié den Regeln und der Lebensweise der
Trappisten verbunden. Auch wenn sich deren strenge Ordensregeln im
Laufe der Jahrhunderte gelockert haben, im Zentrum ihres Lebens steht
nach wie vor die Stille. Und Stille gibt es in Tamié, das
von dichtem Wald umgeben ist, mehr als genug.
Diese
Ruhe ist es, die jährlich 3000 Besucher
anlockt, die Stunden, Tage oder auch Wochen gerne auf Fernseher und
Handy verzichten, um sich im Kloster zu erholen und am spirituellen
Leben der Mönche teilzunehmen. Eine dieser „retraitants“ ist
Edda, eine Österreicherin, die seit vielen Jahren in Frankreich
lebt. Dieser Film begleitet sie nach Tamié und damit auf ihrem
Weg, jene Kraft und innere Ruhe zu finden, die sie sucht, um über
den Tod ihres Sohnes und ihre eigene Krebserkrankung hinwegzukommen.
TAMIÉ
D/F 2009, 45 Minuten
Regie & Buch: Martin Betz
Kamera: Robert Neumüller
Ton: Hans Schranz
Schnitt: Markus Wogrolly
Musik: Pogo Kreiner
Producer: Golli Marboe
Produktion: Tellux Film / 3sat / BR