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Wacher Geist, müde Knochen

Dokumentarfilm, 52 Minuten

Alle dreieinhalb Jahre steigt die Lebenserwartung in unseren Breiten um ein Jahr: Obwohl die Österreicher derzeit durchschnittlich mit 58,5 Jahren in Pension gehen, wollen sich immer mehr Menschen auch im hohen Alter ihre Arbeit nicht nehmen lassen. Einige von ihnen – im Alter zwischen 73 und 94 Jahren – stellt der Dokumentarfilm „Wacher Geist, müde Knochen“ vor. Mit ihrer Vitalität geben sie einen Ausblick auf eine Arbeitswelt von morgen, in der angesichts des demografischen Wandels ältere Arbeitnehmer immer mehr zum Alltag werden.

„Ich möchte nicht im Bett sterben, ich würde mir einfach nur wünschen, bei der Arbeit umzufallen“, sagt etwa der 80-jährige Emmerich Beyer, der mit seiner Frau Gerlinde seit 55 Jahren eine Kafferösterei in Stein an der Donau betreibt. Dem Leben bis zuletzt Sinn geben möchte auch Anny Mayer-Schönberger (86), die seit 1945 ihr Kino in Zell am See führt: „Wenn ich das Kino nicht hätt’, ich weiß nicht, was ich dann machen tät’!“, sagt sie. Das Wichtigste an der Arbeit ist für sie, sich selbst und anderen Freude zu bereiten. Viele können und wollen aus ihrem Beruf nicht aussteigen, wie etwa der 94-jährige Arzt Heinrich Wallnöfer. Andere gründen jenseits der 80 noch eine neue Firma: so die 83-jährige Margot Opferkuch, die sich in Salzburg mit ihrer eigenen Apotheke einen Traum erfüllt hat.

Doch wie arbeitet es sich im fortgeschrittenen Alter? Der Personalentwickler und Seniorenberater Leopold Stieger (75) weiß zu berichten, dass Arbeit im Alter lebensverlängernd wirkt. Ergebnisse der Hirnforschung belegen, dass im zunehmenden Alter die Fähigkeit zu denken und zu lernen nicht schlechter, sondern in mancherlei Hinsicht sogar besser wird. Ältere Menschen mögen vielleicht nicht so schnell arbeiten wie junge, dafür aber genauer.

Der 73-jährige Fischzüchter Peter Brauchl erwähnt ein weitere wichtige Motivation für Arbeit jenseits der Pension: „Man erlebt Anerkennung. Man hat das Gefühl, dass man nicht weniger wert ist als vorher. Und das noch dazu von jungen Menschen erleben zu können, das ist ein unheimlich schönes Gefühl.“ Brauchl beweist mit seinen Züchtungen von Fischen mit hohen Omega-3-Fettsäuren wie Alpenlachs und Bergforelle, dass Arbeiten im Ruhestand auch höchst erfolgreich verlaufen kann.

Dass das Know-how von älteren Menschen gegenwärtig jedoch noch viel zu wenig von Firmen genutzt wird, beklagt der Personalentwickler Leopold Stieger. So sind viele ältere Selbstständige auf der manchmal verzweifelten Suche nach Nachfolgern, die deren Kenntnisse weitertragen. So auch der 85-jährige Kampfsportlehrer Vlado Schmidt: „Die Arbeit, das ganze Leben ist ein Kampf“, sagt er, der während seines abenteuerlichen Lebens auf Reisen und in der Fremdenlegion unzählige Kampftechniken erlernt hat. Jetzt, da die Kräfte nachlassen, sucht er nach einem Nachfolger für seine Schule für Selbstverteidigung.

 „Wacher Geist, müde Knochen“ versucht eine Vision vom Alter zu entwickeln, in dem Arbeit und Anerkennung fester Bestandteil geworden sind. Die Beispiele der Protagonisten zeigen, dass der Pensionsschock eben nicht vorprogrammiert sein muss, sondern dass man mit Perspektiven für die letzten Lebensjahrzehnte länger und auch glücklicher lebt.

WACHER GEIST, MÜDE KNOCHEN
A 2015, 52 Minuten
Buch & Regie: Martin Betz
Kamera: Walter Reichl
Schnitt: Robert Zapletal
Produzent: Michael Cencig
Produktion: metafilm/ORF

Erstausstrahlung: 27.09.2015, 23:20 Uhr, ORF 2
Wiederholungen: 02.02.2016, 23:20 Uhr, 3sat; 14.11.2016, 23:00 Uhr, ORF3

 








23. September 2018
23:05 Uhr, ORF 2

 








 
 

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