DER
AUTOR UND DER DRAMATURG
Arbeit mit Redakteuren
Ein Redakteur ist im Grunde ein armer
Hund. Gut, er bekommt ein ansehnliches Gehalt, und das mindestens
14x im Jahr, dennoch ist er ein Mensch, der unter ständigem Druck
arbeitet. Meist betreut er mehrere Filmprojekte gleichzeitig, hat
gegenüber seinen Vorgesetzten die volle Verantwortung und muß dafür
gerade stehen, wenn ein Regisseur, Kameramann oder Produzent Mist
baut. Oder der Autor. Daß es aber dazu nicht kommt, wird vor der
Realisierung lange zwischen Autor und Redakteur gearbeitet, um das
bestmögliche Ergebnis zu Papier zu bringen. Da gibt es Redakteure,
die sagen: "Ändere das oder ich nehme das Buch nicht ab",
und wenn man meint, daß das die Ausnahme von der Regel ist, sollte
man sich nur in deutschen Privatanstalten umsehen, wo ein Redakteursposten
der reinste Schleudersitz ist. Das heißt, der Redakteur gibt den
Druck, den er von oben bekommt, direkt an den Autor weiter. Dieser
denkt wiederum an die Honorarauszahlung bei Drehbuchabnahme und
seine hungernden, schreienden Kinder und schreibt das ganze Drehbuch
um.
Es gibt starke Tendenzen, daß sich
auch hierzulande Redakteure an nordamerikanischen Formaten orientieren,
die sich leicht kopieren lassen. Junge Redakteure können sich mit
solchen Klones profilieren, ohne große Risiken einzugehen oder selber
kreativ sein zu müssen. Zudem sind besonders bei den privaten Sendern
die Redakteure nicht gut ausbildet, sodaß sie zum Beispiel eine
Backstory terminologisch nicht von einem Subplot unterscheiden können.
Durch die ökonomischen Bedingungen sind sie aber bestens vertraut
in der Frage, wie ein Skript billiger zu machen ist. In den Gesprächen
mit dem Autor geht es dann meist darum, wie die Anzahl der Drehorte
oder jene der Kleindarsteller verringert werden kann. Aber natürlich
geht es auch um Dramaturgie, was besonders peinigend ist, wenn der
Redakteur davon keine Ahnung hat. "Am leichtesten lesen die
reihenweis vorhandenen Dummköpfe in der Branche jene Drehbücher,
die sie schon von irgendwoher kennen", sagt Fritz Lehner im
Interview, "das heißt, ein Film, der die Geschichte nach dem
Strickmuster 'zwei glatt, zwei verkehrt' erzählt, wird es unvergleichlich
leichter haben, realisiert zu werden."
Ein Redakteur lebt in einer Fernsehanstalt.
Der Begriff beinhaltet schon eine zwanghafte Haltung, worauf auch
die Drehbuchautorin Lida Winiewicz hinweist: "Das Wort Anstalt
bezeichnet, laut gängigem Sprachgebrauch, den Aufenthaltsort fremdbestimmter,
in ihrem Handlungsspielraum massiv eingeschränkter Menschen: Haftanstalt,
Heilanstalt, Krankenanstalt, Irrenanstalt, Erziehungsanstalt, Entziehungsanstalt,
Pflegeanstalt, Strafanstalt etc."1
Der Autor Robert Muller, der Anfang der 60er Jahre vor allem in
England und in den Staaten arbeitete, berichtet, "daß zu dieser
Zeit der Autor KÖNIG war. Es wurde sein Name überall fett gedruckt.
Er war der Autor! Von wegen wie es jetzt ist ein Film
von ... und dann kommt der Name des Regisseurs!" Die Änderung
dieses Zustands dürfte schleichend vor sich gegangen sein. Muller
stellt nach den in den 70er Jahren in Deutschland gemachten Erfahrungen
fest, "daß der Autor nicht mehr ein König war. Höchstens eine
Art Mischung von Regieassistent und Hofnarr, ein Rigoletto am Hof
des Regie-Genies. Das Fernsehspiel in Deutschland war so
erschien es aus meiner Sicht eine Art Spielplatz für Jungfilmer,
so nannten sich die meisten Vierzigjährigen, die sich erst einmal
beim WDR und Südwestfunk austoben wollten, bevor sie ihre wahre
Karriere beginnen konnten im "richtigen" Kinofilm." 2
Aus einer Zeit als der Autor, und
auch sein Werk, mit mehr Respekt behandelt wurde, kommt Hans-Joachim
Pavel. Herr Pavel, heute 81 Jahre alt, blickt auf eine jahrzehntelange
Erfahrung als Dramaturg zurück. Das Interview mit ihm soll stellvertretend
für all die guten Dramaturgen stehen, die ihren Autoren sehr wohl
Hilfestellung anbieten können. Das Gespräch beinhaltet einen Begriff
der Dramaturgie, wie er heute in der Behandlung und Beurteilung
von Stoffen nur mehr selten zu finden ist. Der Dramaturg, wie ihn
Herr Pavel versteht, ist ein außenstehender Betrachter, der Fragen
stellt, die seine persönliche Neugier befriedigen.
Gespräch mit Hans-Joachim Pavel
Hans-Joachim Pavel war viele Jahre
Verleger des "Drei Masken"-Verlags, Dramaturg an den Münchner
Kammerspielen und am Staatstheater in München. Sein großes Verdienst
ist es, Autoren aus der ehemaligen DDR wie Peter Hacks, Heiner Müller,
Ulrich Plenzdorf und Heinar Kipphardt an die westdeutschen Theater
geholt zu haben. Neben vielen erfolgreichen Theaterproduktionen
bemühte sich Pavel um das Werk von Frank Wedekind und Karl Valentin,
und förderte in den 70er Jahren junge Autoren wie Jörg Graser und
Wolfgang Bauer. Seit 15 Jahren ist Hans-Joachim Pavel Konsulent
an der Abteilung "Fernsehspiel" im ORF. Er ist Lehrbeauftragter
in der Drehbuchklasse der Wiener Filmakademie für "TV-Dramaturgie"
und wurde 1999 mit dem Titel eines a.o. Hochschulprofessors ausgezeichnet.
Welches sind für Sie die wichtigsten
Aufgaben des Dramaturgen?
Die wichtigste Aufgabe des Dramaturgen
ist es, Autoren zu fördern. Natürlich hat er auch dafür Sorge zu
tragen, daß das, was ihm in der Lektüre gefallen hat, auch in der
Produktion Gefallen findet. Das heißt, er muß auch für die richtige
Besetzung und Regie sorgen.
Ist bei der Beurteilung eines Stoffes
das Wissen um die Dramaturgie der Stücke wichtiger als der Instinkt?
Ich halte das Wissen für wichtiger.
Dramaturgie ist eine Art Mathematik. Beispielsweise können Sie das
schön an René Clairs Film "Unter den Dächern von Paris"
sehen. Das führt jedes Detail auf das Ganze der Fabel hin, geht
nicht weg davon und hält die Sache nicht auf. Oder nehmen Sie die
Novellenschreiber wie Maupassant. Wenn dieser über vier oder fünf
Zeilen einen Baum beschreibt, dann weiß ich, in dieser Novelle wird
unter dem Baum ein Mensch sterben oder ein Duell stattfinden, sonst
würde er den Baum nicht über Gebühr lang beschreiben. Das ist eine
gewisse Mathematik. Die können Sie auch sehr schön an den Willi
Forst-Filmen sehen, die ich jetzt studiere. Da stimmt alles ganz
genau. Es führt alles zu der Fabel hin. Die Fabel ist ja nichts
anderes als eine Addition von Vorgängen zu einem bestimmten Zweck.
Schließen Sie Szenen aus, die nicht
zur Fabel gehören?
Auf jeden Fall. Eine Geschichte hat
mit Natur nichts zu tun, nichts mit Zufälligkeit. Eine Geschichte
ist etwas Notwendiges. Und jetzt überlegt man, wie kann man die
Geschichte am besten vortragen, wie kann man den Stoff am wirkungsvollsten
organisieren. Darauf kommts mir an.
Soll ein Drehbuchautor auch Mathematiker
sein?
Ja, warum nicht. Ich würde sagen, es
würde ihm sehr helfen, weil er lernen würde, das Zufällige zu vermeiden
und das Notwendige zu erfassen. An Mathematik scheitern ja so viele
Leute, weil sie das Notwendige, das Logische, nicht erkennen.
Aber durch Zufälle kommen Geschichten
ja erst in Gang.
Ja, das ist klar. Aber wenn man sie
dann gestaltet, muß man sie als etwas Notwendiges gestalten. Natürlich
geht alles auf das Zufällige zurück mehr oder weniger ....
... aber es darf nicht im Zufälligen
enden.
Nein, das darf es nicht. Ich kann Ihnen
das am besten mit dem französischen Schloßpark erklären. Das ist
also Natur, also Zufälliges, aber von Kunst, also von Notwendigem
gemeistertes. Und das ist sehr schwierig. Wenn Sie einen Baum beschneiden,
und Sie beschneiden ihn so, daß er notwendig wird, aber das Zufällige
des Baumes nicht mehr an ihm erkennbar ist, dann haben Sie zwar
kunstgemäß richtig beschnitten und doch vollkommen falsch, denn
der Baum muß als Baum erkennbar bleiben und muß dennoch Gegenstand
der Kunst sein. Und das ist eins der ganz wesentlichen Kunstgesetze
überhaupt. Wenn man zuviel schneidet, ist der Baum nicht mehr als
Baum erkennbar, und dann ist es nur noch Kunst. Wenn man zu wenig
beschneidet, dann ist der Baum nur als Baum erkennbar und auch nicht
Kunst. Man muß ein genaues Maß haben dafür. Das Maß muß eben so
beschaffen sein, daß es Zufälligkeiten berücksichtigt und von Notwendigkeiten
bestimmt ist.
Welche Methode verwenden Sie bei
der Arbeit mit Autoren?
Die Methode, die ich bevorzuge, ist,
wenn mir etwas unklar ist, einen Autor zu fragen und ihm nicht vorzuschreiben,
was er zu schreiben hat. Ich frage ihn, und entweder kann er mir
eine gute Auskunft geben, so, daß ich falsch gelesen habe, was mir
das Liebste ist, oder aber er sieht sich vor eine Frage gestellt,
die er nicht beantworten kann, dann wird er den Text oder die Szene
ändern.
Sie machen keine konkreten Szenenvorschläge?
Nein. Ich kann nicht meine Vorstellung von einer Sache, seiner Sache,
die er mir anbietet, gegenüberstellen. Wichtig ist seine Sache.
Und ich hab mich einzustellen auf seine Sache, und nicht meine Vorstellung
davon. Ich halte nicht viel von Verbesserungen von Autoren, muß
ich sagen, meistens werden sie verschlechtert.
Spielt bei der Beurteilung eines
Stoffes auch der Blick ins Publikum eine Rolle?
Nein, überhaupt nicht. Mir muß es gefallen,
dann wird es dem Publikum auch gefallen. Schiller hat einmal zu
Recht gesagt, die Kunst wird niemals vom Publikum herabgezogen,
sondern von den Künstlern verraten, in der Meinung dem Publikum
dienen zu müssen. Und in der Zeit, in der wir jetzt leben, meint
man, dem Publikum dienen zu müssen. Es hat auch immer eine Volkskunst
gegeben: Da hat sich das Volk bemüht, für sich Kunst zu machen.
Aber nicht irgendwelche Leute, die eine Vorstellung vom Volk haben,
und dann eine Kunst anbieten, von der sie meinen, daß sie dem Volk
gefallen soll. Das ist ein großer Unterschied.
Hatten Sie als Theaterdramaturg
auch mit Stücken zu tun, die noch nicht entwickelt waren?
Das erste Stück von Hacks war nur als
Entwurf vorhanden in 20 Seiten, worüber er schreiben wollte: "Die
Eröffnung des indischen Zeitalters". Er hat damit den Preis
der Münchner Kammerspiele gewonnen und ist dann auch als "Columbus
oder die Idee zu Schiffe" bei uns uraufgeführt worden. Ich
hatte nur 20 Seiten, aber die haben mir gereicht, um zu wissen,
daß da was Großes draus wird. Und Hacks war eigentlich die große
Sensation in der Bundesrepublik damals. Beim ersten großen Erfolg,
ich kann mich noch erinnern, der alte Kortner stand da und brüllte
"Bravo, Bravo".
Haben Sie an der Entstehung des
Stückes mitgewirkt?
Nein. Hacks hat mir immer nur seine
Manuskripte geschickt. Wenn ich stutzig war, mußte ich immer wieder
feststellen, wie dumm ich war. Die Stücke waren besser, als ich
sie anfangs eingeschätzt hatte. Und so sagte ich mir: Mensch, sei
vorsichtig bei der Beurteilung von Stücken von Hacks.
Sehen Sie sich selbst als Berater
von Autoren oder auch als Schriftsteller?
Ich fühle mich nur als Berater.
Aber Sie haben ja selber auch geschrieben?
Ja. Eigentlich nur, um zu beweisen,
daß es ein Blödsinn ist zu sagen, daß die deutschen Autoren keine
Lustspielautoren wären. Das wurde dann unter einem Pseudonym geschrieben
und ich wurde als einer der wichtigsten Schüler des greisen George
Bernard Shaw bezeichnet.. 3
Wie sind Sie zu den dramatischen
Künsten gekommen?
Ich hab nach dem Krieg die ersten Verdienste mit
Skatspielen gemacht, dann hab ich Schwarzhandel gemacht, dann hab
ich Musik gemacht. Als ich dann engagiert werden sollte vom Bayrischen
Rundfunk-Tanzorchester als Gitarrist, dachte ich: das kann dein
Leben nicht gewesen sein. Ich bin dann rüber gegangen zur Journalistik
und habe in München bei Zeitungen gearbeitet. Dann hörte ich, daß
im Drei Masken Verlag jemand gesucht wurde. Der war gerade von Ostdeutschland
nach München zurückgekehrt und so wurde ich da genommen, weil die
wahrscheinlich keinen besseren hatten. Was mich vom ersten Tag an
ausgezeichnet hat, war meine Urteilsfindung. Daß ich viele Moden
gemacht habe und nie einer nachgelaufen bin. Als ich ans Staatstheater
kam zu Horwitz, der mich rufen ließ und mich engagieren wollte als
Berater und Nachfolger von Ernst Penzhold, sagte ich wahrheitsgemäß:
"Wenn Sie mit einem Menschen zusammenarbeiten wollen, der nur
drei Stücke kennt und die nicht mal richtig..." Darauf sagte
er zu mir: "Kleener"
4, ich kenn fast alle Stücke, aber du bist der Einzige,
der ein Stück vernünftig beurteilen kann." Dann habe ich angefangen
zu lernen und zu lesen. Natürlich ist das dem Verlag auch zugute
gekommen, den ich ja damals gleichzeitig noch hatte. Ich war damit
der Anfänger einer neuen Dramaturgengeneration. Ich wurde eigentlich
von allen ein bißchen ernster genommen, weil ich so jung war und
es bereits, wie man meinte, geschafft hatte. Das spielt ja auch
eine Riesenrolle: daß man gleich wo anfängt, wo man sonst am Ende
ist. Mir ist leider dadurch die Provinz entgangen. Die hätte ich
ganz gerne gemacht, um nachzuweisen, daß man auch Dramaturgie machen
kann, ohne daß man ein Stück liest. Indem man einfach nur Zeitung
liest und sich ansieht, was anderswo erfolgreich war, das Stück
dann dem Oberspielleiter gibt, der besetzt das und dann wird es
gemacht. Man muß man dann nur noch dafür sorgen, den dummen Menschen
unter den Journalisten zu sagen, daß man wiedermal der Zweite oder
der Dritte in Deutschland war, der das Stück gemacht hat. Wenn man
das ein Jahr lang macht, fällt das auf und man wird mir bescheinigen,
daß ich ein, der modernen Literatur höchst aufgeschlossener Mensch
bin, ohne daß ich je ein Stück gelesen habe. Das hätte ich gern
einmal gezeigt. In Heidelberg oder so.
Haben Sie nicht auch Sport betrieben?
Sehr intensiv. Ich hab Leichtathletik
gemacht und Handball gespielt. In der Ostmark.
In der Ostmark? In Österreich?
Jaja, ich bin mal ostmärkischer Staatsmeister
gewesen. Beim WAC, Wiener Athletic Club. Ich habe, das ist das Wesentlichste,
als Student in Freiburg, während meiner Verwundung, bei Gerschler
das Intervalltraining mitstudiert und die Versuche mitgemacht.
Wie funktioniert das?
Man läuft mal 400 Meter schnell, und
dann geht man wieder 400 Meter. Man verkürzt dann die Intervalle
immer mehr. Also läuft man wieder 400 Meter schnell, und dann nur
mehr 300 Meter. So kriegt man Schnelligkeit und vor allen Dingen
Ausdauer und Kraft. Das hat das Training damals revolutioniert.
Ich hab immer gesagt, ich versteh nur von zwei Dingen was: das ist
mein Hobby, die Archäologie, wo ich mich wirklich sehr gut auskenne,
und das andere ist der Sport, wo ich mich auch sehr gut auskenne.
Wenn ich nicht so zerschossen aus dem Krieg gekommen wäre, wäre
ich sicher irgendwo Trainer geworden. Beim Fußball, Handball oder
Eishockey, da ist es ganz egal, es bleibt ja letztlich immer dasselbe.
Wie kommt es eigentlich, ganz allgemein gesprochen, daß die Lebenserwartung
eines Autors zu den geringsten gehört unter den Berufssparten? Autoren
bringen sich in der Regel um, werden zu Alkoholikern oder kommen
sonstwie schnell zu Tode.
Na ja, die Welt ist ja nun nicht so beschaffen, daß man so freudig
in ihr leben würde. Manche werden davon krank. Das sind sicher die
sensibleren Menschen, die resignierenden Menschen, und es gibt welche,
die protestieren dagegen. Ich glaub, es liegt an dem Widerspruch
zwischen unserer Erziehung, die sehr idealistisch ist, und der Welt,
die sehr materialistisch ist. Ich hab auch meinen Studenten im vorigen
Semester gesagt, sie sollen sich mal mit de Sade beschäftigen, und
mit Kant und Schiller, und dann mit Freud, mit dem "Unbehagen
in der Kultur", damit die mal so Leitlinien kriegen, wie das
Verhältnis des Einzelnen zu der Gemeinschaft ist. Und an der Gemeinschaft
geht man meistens kaputt. Das andere ist auch nicht beständig, daß
man sagt: Also gut, jetzt morden wir auf Teufel komm raus, denn
ich bin ein separiertes Einzelwesen und mir sind alle Rechte der
Natur eingeräumt. Die Natur tötet, also kann ich auch töten. Ich
kann mir durchaus vorstellen, daß Leute, wenn sie sehr sensibel
sind und sehr unzufrieden mit dieser Welt, die voller Verlogenheit
und Verkommenheit ist, daran zerbrechen. Von meinen Autoren ist
eigentlich ... ja, nur Kipphardt ist gestorben. Kipphardt ist an
Zucker gestorben und an seiner Gleichgültigkeit. Er war ja Arzt,
und er sagte: "Ich will mir ja das Leben nicht mit Insulin
versauen lassen" und ist mit 60 Jahren gestorben.
Letzte Frage: Was sagen Sie zu der
Äußerung von Herbert Reinecker, daß der Dramaturg der größte Feind
des Autors sei?
Daß Herr Reinecker ein Trottel ist.
Aber vielleicht hat er bei Herrn Ringelmann Dramaturgen, die mit
Dramaturgie nichts anzufangen wissen. Ich kenne ne Menge Dramaturgen,
mit denen man nichts anfangen kann. Aber wenn ich von Dramaturgie
spreche und von ihrer Rechtfertigung, dann sprech ich eben von Leuten,
die irgendetwas bewegt und gewollt haben.
Danke für das Gespräch.
Fußnoten:
1
Lida Winiewicz: Zur Situation der DrehbuchautorInnen In: Sabine
Perthold [Hg.], Der gebrauchte Autor, Drehbuchforum Wien 1997, S.
11
2 Robert Muller: Drehbuchschreiben
in Theorie und Praxis, In: Ernst, Gustav [Hg.]: Drehort Schreibtisch,
Wien-Zürich 1992, S.106 f.)
3 Die Rede ist von dem erfolgreichen
Bühnenstück "Heiraten ist immer ein Risiko", das Pavel
unter dem Pseudonym Saul OHara verfaßte
4 Herr Pavel ist 1,84 m
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