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"Die sieben Todsünden":

HOCHMUT

Dokumentarfilm von Martin Betz
25 Minuten

Demut und Hochmut - beim Bergsteigen sind die Grenzen zwischen diesen archaischen Begriffen fließend. Zwei Grenzgänger stehen im Mittelpunkt dieser Doku. Sie berichten über Selbstüberschätzung und Übermut am Berg. Für den einen, den Extrembergsteiger Hans Kammerlander, ist das kalkulierte Risiko Teil der täglichen Disziplin. Durch das bewusste Überschreiten der eigenen Grenzen hat sich der andere, der Hobbybergsteiger Thomas Milnik, bereits einige Male in Lebensgefahr gebracht.
„Man möchte in Grenzbereiche schreiten, wo man ohne Rettung wieder rauskommen will, um die Erfahrung zu haben.“ Mit diesen Worten ließ der Berliner Thomas Milnik aufhorchen, als er im Oktober 2003 nach fünf Tagen Bergnot gerettet wurde. Milnik saß bei Eiseskälte 200 Meter unter dem Gipfel der Zugspitze fest. Trotz der schweren Erfrierungen, die er erlitten hatte, erklärte er in Interviews im Krankenhaus, dass er gar nicht gerettet werden wollte. Die Bergretter, die bei dieser spektakulären Aktion ihr Leben riskierten, fühlten sich verhöhnt.
Ausgehend von dieser sonderbaren Geschichte begibt sich der Regisseur des Films auf die Suche nach Hochmut unter Bergsteigern. Martin Betz besucht Thomas Milnik in Berlin, um Näheres über dessen Beweggründe zu erfahren. In einem Interview gibt der fanatische Naturliebhaber zu, dass seine arrogant anmutenden Äußerungen reiner Selbstschutz waren, da er sich nicht eingestehen wollte, dass auch er einmal auf Hilfe angewiesen war.

Wenig später besucht der Regisseur den Südtiroler Extrembergsteiger Hans Kammerlander, der bestätigt, dass Hochmut unter Bergsteigern immer wieder vorkommt. Selbstüberschätzung, Leichtsinn und Übermut gehören zu jenen Eigenschaften, die diesen Sport mitunter lebensgefährlich machen. Nirgendwo führt die „Todsünde Hochmut“ so exemplarisch zum sprichwörtlichen Fall wie beim Bergsteigen. Oder, wie es Hans Kammerlander ausdrückt: „Jeder sollte sich die Berge so aussuchen, wie er seine Schuhnummer wählt.“

Ein Jahr nach seiner Rettung kehrt Thomas Milnik wieder zur Zugspitze zurück. Noch einmal will er versuchen, den Berg zu besteigen. Doch diesmal mit den Bergrettern, die von ihm ja nur wenig Dank ernteten.

Es wird eine seltsame Tour: Sein persönlicher Lebensretter Karl-Heinz Schennach nimmt ihn fest ans Seil, damit Milnik nicht noch einmal gerettet werden muss, der unfreiwillig Gerettete verstrickt sich wiederum in sehr widersprüchliche Aussagen.Schließlich und mit gewissem Widerwillen muss sich Milnik aber doch eingestehen, dass er ohne Rettung höchstwahrscheinlich gestorben wäre. Am Gipfel der Zugspitze angekommen, stellt Thomas Milnik mit Entsetzen fest, für welche
Art von Berg er sein Leben riskiert hatte. Auf der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg, tummeln sich täglich tausende Gäste, die innerhalb weniger Minuten mit der Seilbahn auf den Berg geführt werden. Auf der monströsen Gipfelstation, die drei Stockwerke in den Berg hineingebaut wurde, herrscht der pure Ausverkauf. Langsam beginnen sich die Bedeutungen des Wortes/der Todsünde „Hochmut“ zu verschieben ...

HOCHMUT
A 2004, Digi-Beta, 25 min.

Buch & Regie: Martin Betz
Kamera: Enzo Brandner, Franz Riess
Ton: Hans Schranz, Wolfram Wuinovic
Schnitt: Nina Slatosch
Musik: Gerrit Wunder

Produzent: Michael Cencig
Eine Produktion der Meta Film in Zusammenarbeit mit dem ORF, Abt. Religion für die Sendung "Kreuz & Quer"
Produktion: Juli - September 2004
Erstausstrahlung: 23.11.2004, ORF 2, 23.05 Uhr
Wh.: 12.02.2005, 3sat; 15.07.2008, ORF2; 06.04.2009, 3sat

 






Nächste TV-Ausstrahlung:
13. 5. 2012,
02.35 Uhr, 3sat

 
  English synopsis
 
  Stills
 


  Making Of




 
Festivals:
Diagonale, Graz 2005
Bergfilmfestival Tegernsee 2005
Bergfilmfestival Graz 2005
Bergfilmtage Going 2006
Bergfilm Open Air Böhlitz 2006
Bergsichten Dresden 2006
Kendal Mountain Film Festival 2008
Sheffield Adventure Film Festival 2009

Pressestimmen:
Martin Betz’ Doku ruft beim Zuschauer nicht selten Gelächter hervor. Gelächter über einen scheinbar Wahnsinnigen, der hoch hinaus will. Vielleicht ist es aber gerade diese Publikumsreaktion, die man mit Hochmut bezeichnen könnte.
Die Furche

So deutlich wurde Hochmut vor dem Fall noch selten abgebildet.
Kleine Zeitung