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Im Canyon de Maky

Am nächsten Tag ist unser Ziel der Canyon de Maky, das Tal der Affen. Doch um dorthin zu gelangen, gilt es erst, zwei Stunden das langweilige Grasland zu durchqueren. Wiederum begegnen uns kaum Menschen, die wenigen, die wir sehen, lächeln uns schon von weitem an, meist Lasten transportierende Frauen, die hier – wie in Indien – die langen Wegstrecken von den Städten zu den Dörfern zurücklegen, und dabei das, was die Familie benötigt, auf Kopf und Rücken tragen. Als der Mittag naht und damit auch die gelb-ockeren Felsen vor uns, fliegt noch ein Schwarm von Riesenheuschrecken vorbei und verliert sich im trockenen Grasland.

Dann kommen wir in ein kleines Wäldchen mit Eukalyptusbäumchen, und vor uns liegt noch die dicht bewachsene, wiederum von einem Bach durchflossene Steigung zum Tal der Affen. Wanderer, die uns begegnen, teilen uns schon mit leiser Aufregung mit, dass sie zwei verschiedene Lemurenarten gesichtet hätten, und wir folgen ihrem Pfad, der teilweise durchs Dickicht führt. Schließlich entdecken wir, durch Zweige von allerlei Dornengestrüpp spähend, eine Gruppe Kattas auf einem Felsvorsprung. Es sind vielleicht zehn Tiere, darunter sehr junge, die es sich hier im Schatten des Mittags gemütlich machen und ihre geringelten Schwänze den Fels hinabhängen lassen. Sie schauen neugierig in die Ferne und blicken eher beiläufig auf uns herab.

Schließlich machen wir uns an die Pirsch nach den Sifakas, die sich ebenso in dem kleinen Wäldchen aufhalten sollen. Ich folge unserem Führer und S. bleibt zurück, was eine weise Entscheidung ist, denn der erste Pirschversuch ist nicht von Erfolg gekrönt. Nachdem wir aber den zweiten Weg eingeschlagen haben, begegnen uns erst ein, zwei, drei Sifakas - weiße Gestalten mit schwarzen Nasen, die sich von Baum zu Baum schwingen. Dabei legen sie viele Meter zurück, und weil sie nahe an uns vorbeiflitzten, können wir bestens beobachten, dass sie die Weitsprungmeister unter den Lemuren sind.

Die Schlucht, die wir anschließend entlangwandern, ähnelt der gestrigen, und angekommen am Canyon de Maky sind wir wieder an einem kühlen Platz, an dessen Felsen das Wasser herabtropft. Vor uns im Sonnenlicht, hundert Meter über uns, der Canyon de Maky.

Als wir am Rückweg wieder das Grasland durchquerten, ist die Veränderung augenscheinlich. Während unserer Abwesenheit, in den Stunden des Mittags, haben die hier ansässigen Bara begonnen, weite Flächen des Graslandes anzuzünden. So gehen wir an weiten Feuern und immer neuen Brandherden vorbei. Die Brände hörten von selbst wieder auf, versichert unser Führer, wenngleich diese Art der Brandrodung auch verboten sei. Aber die Stämme brennen seit jeher während der Trockenzeit das Gras ab, damit es während der feuchten Phase des Jahres saftiges Weideland für die Zebus gäbe. Dass es heute ungleich weniger Zebuherden als früher gibt, tut da nichts zur Sache, erklärt unser Führer und lacht.

Wir kehren ungefähr zur selben Zeit wie am Vortag nach Ranohira zurück. Auf dem Marktplatz beginnen die Frauen und Kinder Kerzen vor ihren ausgebreiteten Waren anzuzünden. Anscheinend gibt es in der ganzen Stadt keinen Strom, nur die Hotels stellen diesen stundenweise über laut krachende Aggregate her.


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