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Fensterlose Rückkehr nach Tana

Glücklicherweise erfahren wir früh genug, dass unser Nachmittagsausflug nach Tana storniert worden ist und wir zwei Stunden früher am Flughafen sein müssen. Dennoch bleibt noch etwas Zeit, um an den Strand zu gehen, der unter dem La Baie des Singes und einem gepflegten Garten liegt. Auf dem weiten Sandstrand ist über Kilometer kein Mensch zu sehen.

Nach dem Mittagessen im Hotel fahren wir zum Flughafen, der – wie auch jener in Tulear – wie ein kleiner Provinzbahnhof aussieht. Der Flug geht dann auch über Tulear, und die wüstenhafte Steppe rundherum sieht nicht einladend aus. Aus der Vogelperspektive wird die Landschaft erst über dem zentralen Hochland wieder interessant. Schließlich, kurz vor Tana, ist eine dicke Wolkendecke zu sehen, die in geringer Entfernung über der Stadt und dem Umland hängt. Am schönsten, als der Flieger im Tiefflug an den Wolken vorbeizieht und so durch Löcher klaren Blick auf einzelne Häuser oder ganze Dörfer, die wie Inseln zwischen den Reisfeldern liegen, erlaubt.

Als wir dann aus dem Flugzeug steigen, schlägt uns die kühle Höhenluft der Hauptstadt wie eine Ohrfeige ins Gesicht. Es mochte nun, kurz nach Sonnenuntergang, nicht mehr als zehn Grad haben. William, der uns abholen wollte, lässt etwas auf sich warten, was auch verständlich ist, nachdem unser regulärer Flug ja annuliert wurde.

Seine Unterkunft, die er uns „reserviert“ hat, ist billig, umgerechnet fünf Euro, doch der Raum ist sehr „einfach“. Außer einem Bett gibt es nur zwei winzige Fenster, bei deren Öffnung man höchstens die Lehmmauer des gegenüberliegenden Hauses, das nur einen halben Meter entfernt ist, erblickt. Es ist eine enge, ärmliche Siedlung, in der wir untergebracht sind, in der die ganze Nacht Hunde bellen und gleich bei unserer Ankunft dutzende Schweine während der Fütterung vor sich hingrunzen. Das Bad bzw. Klo ist zwischen engen Gängen außerhalb des Hauses erreichbar, behaftet mit einem derart üblem Gestank, der wohl auch den etwa dreißig Fliegen, die tot am Fenstersims liegen, den Garaus gemacht haben dürfte. Wir ziehen es vor, uns nicht dort, sondern mit dem, in Plastikflaschen abgefüllten Wasser im Zimmer in einem bereitgestellten Lavour zu waschen. Zum Abendessen bringt William einen Teller „riz cantonais“, den seine Frau oder seine Mutter gekocht hat, am Morgen ein spartanisches Frühstück. Für das Essen bezahlen wir. Seine Familie stellt uns William nicht vor. So haben wir von Tana nichts gesehen außer Williams hektischer Geschäftemacherei. Eher eingeschlossen fühlten wir uns in der Kammer, die nicht weit vom Flughafen lag, was ja von Vorteil gewesen wäre, wenn wir weitergeflogen wären, was wir aber mitnichten taten, sodass wir am Morgen eine saftige Taxirechnung zahlen, als wir zur Taxi-Brousse-Station Ost fahren, die am anderen Ende der Stadt liegt.

Die Taxi-Brousse-Station ist im Vergleich zu den bisher gesehenen erstaunlich ruhig, und wir bekommen auch bald einen Platz in einem Peogeot 505, der nach Moramanga fährt. Durch die Geräumigkeit des Pkws und die überschaubare Anzahl an Fahrgästen sind die zweieinhalb Stunden Fahrt nicht einmal unbequem. Obwohl der Himmel auch nach der kalten Nacht immer noch bewölkt ist, ist es wohltuend, bei gemäßigten Temperaturen an den braun-roten Hügeln des Hochlands vorbeizufahren. Die Dörfer hier sind wohlhabender als jene im Süden. Und auch Moramanga, das wir schließlich erreichen, macht einen florierenden Eindruck. Wiewohl von den Mangos, die der Stadt ihren Namen gaben (Moramanga = „wo es viele Mangos gibt“), nicht viel zu sehen ist. Es ist auch nicht die Jahreszeit danach ...

Ein weiteres Taxi-Brousse, das mit einiger Verzögerung abfährt, bringt uns dann nach Andasibe.


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